Über das Pikett Asyl
Seit dem 1. März 2019 werden Asylsuchende in der ersten Phase ihres Verfahrens in Bundesasylzentren (BAZ) untergebracht. Jede Person, die in der Schweiz ein Asylgesuch stellt, wird seitdem von einer ihr zugeordneten Rechtsvertretung durch das Verfahren begleitet. Nach einem negativen oder Nichteintretens-Entscheid hat diese Rechtsvertretung jedoch die Pflicht, ihr Mandat niederzulegen, wenn sie zum Schluss kommt, dass ein Weiterzug des Entscheids keine Aussicht auf Erfolg hat. Damit stehen die Betroffenen nicht nur mit einer fünf-, bzw. siebentägigen Beschwerdefrist alleine da, sie haben auch bezüglich anderer rechtlicher und sozialer Fragestellungen (medizinische Versorgung, Unterbringung, Ablauf des weiteren Verfahrens) in dieser äusserst vulnerablen Situation keine Anlaufstelle mehr.
Hier setzt das Projekt Pikett Asyl an: Wir bieten abgewiesenen Asylsuchenden einen niederschwelligen Zugang zu einer unabhängigen rechtlichen und sozialen Beratung. Wir geben ihnen eine Zweiteinschätzung zu den Erfolgsaussichten einer Beschwerde und erheben gegebenenfalls Beschwerde. Wir begleiten durch die Folgeprozesse nach dem negativen Asylentscheid bis zur Ausschaffung. Wir setzen einen besonderen Wert auf die soziale und niederschwellige Komponente der Beratung. Die Betroffenen erhalten nicht nur persönliche Beratungsgespräche, sie können sich auch jederzeit mit Fragen und Problemen über WhatsApp an uns wenden.
Diese langfristige Einzelfallarbeit dient als Grundlage für den weiteren Schwerpunkt des Projekts: Pikett Asyl leistet wichtige Monitoring- und Öffentlichkeitsarbeit zu Problemen im Asylverfahren. Wir dokumentieren alle Einzelfälle systematisch und werten sie anonym aus. Die so gesammelten Informationen dienen als Grundlage für zweimal jährlich erscheinende Fachberichte. Wir wollen in diesen Berichten thematisch auf Missstände im Asylbereich aufmerksam machen und auf den dringenden politischen Handlungsbedarf hinweisen.
Trägerschaft
Pikett Asyl ist ein Kooperationsprojekt mehrerer im Asyl- und Migrationsbereich tätiger Organisationen und wurde als Reaktion auf die Neustrukturierung des Asylverfahrens in der Schweiz gegründet. Vom 1. September 2020 bis 30. November 2021 wurde das Pilotprojekt «Pikett Asyl» von der Freiplatzaktion Zürich durchgeführt. Der Trägerverein für das Nachfolgeprojekt wurde im Sommer 2021 von Vertreter*innen der Freiplatzaktion Basel, dem Soli-Netz Bern, AsyLex und der Freiplatzaktion Zürich gegründet. Die Geschäftsstelle von Pikett Asyl hat im Juli 2022 ihre Arbeit aufgenommen ist und ist in den Asylregionen Nordwestschweiz und Zürich tätig.